Klimakatastrophe: Und die Kapelle spielt bis zum Schluss …

 „Harald X: Bin ich doch glatt dabei! Mehr CO2 = grünere Erde, also immer her damit! Als ich jung war, hat man uns noch gelehrt, dass CO2 ein Pflanzenwachsstoff ist; ja und damals schon predigte der Club of Rome, die Rohstoffe seien in 20 Jahren alle, haha! Was wir für eine glücklichere Zukunft unserer Kinder brauchen, ist mehr und bessere Technik, mehr Fortschritt und Freiheit - und bestimmt nicht mehr Ideologie, mehr Sozialismus, mehr Gängelung und (noch) höhere Steuern. Unsere Kinder werden es uns danken!“  (Facebook Kommentar)

 

Ja, Harald, genau so ist es – deshalb stehen die Kinder ja schon jetzt freitags auf der Straße und demonstrieren aus Dankbarkeit für alle Haralds dieser Erde! Und weil Du so ein ungemein schlauer Kopf bist, haben gleich 15 weitere stille Teilnehmer der Diskussion ein Like an Deinen Kommentar geheftet, ein paar haben noch verschiedene Unflätigkeiten drauf gelegt – war ein guter Tag für Dich. War ein scheiß Tag fürs Klima. Leider hat das Klima keine Facebook-Seite, wo es sich so hemmungslos austoben darf, aber wahrscheinlich weiß es sogar warum – es hat eine Harald-Phobie …. und die haben wir jetzt, nach ein paar Anzeigenschaltungen auf Facebook, auch. Und wir fragen uns, wie es zu solch einem Ausmaß an Faktenresistenz kommen kann? Ist es nur Dummheit?

 

Es ist kompliziert …

 

Swift, der im England seiner Zeit sehr scharfe Satiren gegen die Unvernunft seiner Landsleute geschrieben hat, hat im letzten Teil von „Gullivers Reisen“ eine Betrachtung dem Intelligenzunterschied zwischen Pferden und Menschen gewidmet, wobei er den Pferden einen weiten Vorsprung zugebilligt hat. Das Phänomen ist also alt, und ein „Horsebook“ wäre wohl eine vergleichsweise intelligente Plattform. Aber das ist ein anderes Thema. Vielleicht sind Haralds einfach nur Opfer einer seit Jahrzehnten groß angelegten globalen Kampagne zur Verleugnung des Klimawandels, über die es mittlerweile Bibliotheken von Studien gibt, die alle zum gleichen Schluss kommen: Die Verleugnung der Klimaforschung gilt als die mit Abstand am stärksten koordinierte und finanzierte Form der Wissensverleugnung aller Zeiten. (Hier der Link zu Wikipedia und hier die ganze Geschichte auf den Seiten des BUND) Ihren Anfang nahm Sie um das Jahr 1990 mit der Anti-Klimaschutzkampagne der weltweiten PR-Agentur Burson-Marsteller im Auftrag verschiedener US-Autohersteller und -Ölfirmen, und bis heute fließen Milliarden in die Untergrabung wissenschaftlicher Kernprinzipien, Institutionen und Kenntnisse. Bei so viel, angesichts des Erfolges möchte man sagen „gut angelegtem“ Geld, bleiben dann eben auch ganz viele Haralds kleben, sie gehen den Profiteuren der Verschmutzung auf den Leim und verkleben fürderhin jede vernünftige Diskussion. Davon abgesehen: Harald würde nie in ein Auto oder ein Flugzeug steigen, wenn 95 von 100 Ingenieuren (Fünf werden von der Herstellern bezahlt)  ihm attestieren würden, das er sich damit umbringt. Dafür ist er viel zu vorsichtig! 

 

Nein, es ist leider noch viel komplizierter! 

 

Bekanntlich bewegen wir uns ja im Zeitalter der „gefühlten Wahrheiten“. Die Banalisierung des Unterschieds zwischen Fakt und Gefühl, Tatsache und Meinung, zeichnet das postfaktische von Unsicherheit geprägte Zeitalter aus. Schlimm genug. Und so bekommt Haralds Weigerung, Tatsachen anzuerkennen, noch einen ganz anderen Spin: In einer immer unüberschaubareren Welt wird sie für ihn zu einem Signal an die da oben, dass er nicht mehr gewillt ist, alles einfach so hinzunehmen. Es ist Protest. Ein Protest übrigens, der Donald Trump und den Brexit möglich gemacht hat. Und: Wissenschaft kommt dabei natürlich zunehmend unter die Räder. Auch unter Haralds, der sich genau aus dieser existenziellen Unsichherheit heraus einen SUV zugelegt hat, um sich zu schützen. Passt ja. Wenn schon, denn schon. Und das Zelt der Outdoor-Ausrüstung ist hitzebeständig bis 55 Grad! Sicher ist sicher. Fühlen Sie den Zusammenhang? 

 

Ein Welt voller verdrehter Motive … 

 

In einer bahnbrechenden Analyse der Vernunft der breiten Öffentlichkeit hat der Rechtswissenschaftler Dan Kahan dargelegt, dass bestimmte Überzeugungen zu Symbolen kultureller Loyalität werden. Menschen bestätigen oder leugnen diese Überzeugungen nicht, um zum Ausdruck zu bringen, was sie wissen, sondern wer sie sind. Wir alle identifizieren uns mit bestimmten Gruppen oder Subkulturen, von denen jede für ein Bekenntnis steht, wie ein gutes Leben auszusehen hat und wie die Gesellschaft funktionieren sollte. Diese Bekenntnisse unterscheiden sich gemeinhin in zwei Dimensionen. Die eine stellt einen rechtsgerichteten Einklang mit natürlicher Hierarchie einer linksgerichteten Vorliebe für erzwungenen Egalitarismus gegenüber. Die andere ist eine libertäre Neigung zu Individualismus gegenüber einer kommunitären oder autoritären Neigung zur Solidarität. (Aus Steven Pinker, „Aufklärung jetzt“, 2018, keine "linke" Literatur, dem Verlag zufolge das momentane Lieblingsbuch von Bill Gates .... ) 

 

„Dass über die Forschung zum Klimawandel Uneinigkeit herrscht, liegt nicht daran, dass sie auf unverständliche Weise vermittelt wird. Es liegt vor allem daran, dass die Einstellungen zum Klimawandel auf Werten beruhen – Sorge um die Gemeinschaft gegenüber individueller Eigenverantwortlichkeit, besonnene Selbstverleugnung gegenüber dem heldenhaften Bestreben nach Belohnung, Bescheidenheit gegenüber Genialität, Harmonie mit der Natur gegenüber der Herrschaft über sie -, die die betreffenden Personen in verschiedene kulturelle Lager aufspalten.“ (Kahan et altera, 2011)

 

Science:  "Ein Maßstäbe setzendes neues Buch" .....
Science: "Ein Maßstäbe setzendes neues Buch" .....

Die verdrehten Motive hinter „expressiver Rationalität“ oder „identitätsschützender Kognition“  können das Paradox der für das 21. Jahrhundert typischen Irrationalität zum Teil erklären. Durch das Äußern von Zweifeln am Klimawandel pflegen Menschen vor allem ihre Identität, sie machen damit ihre konservative Grundhaltung deutlich. Auf diesem allzu menschlichen Hintergrund ist es nur zu begrüßen, wenn die Wissenschaft „als objektive Instanz“ ihre Stimme derzeit etwas lauter werden lässt – aber sie muss noch viel lauter werden! 

 

(23.07.19:  Forscher der renommierten Akademie Leopoldina fordern mehr Klimaschutz / Link)

(25.07.19:  Globaler Temperaturanstieg - Schweizer Forscher entkräften Argument von Klimawandel-Leugnern / Link)

 

Wie Frösche in einem Kochtopf 

 

In seinem Buch „CHANGE“ skizziert Graeme Maxton, Ex-Generalsekretär des CLUB OF ROME, sehr eindringlich die Folgen der Klimakatastrophe. Nein, wir werden nicht ersticken, es geht um ein langsames Erhitzen der Erde über lange Zeiträume – wie Frösche in einem Kochtopf, der langsam erhitzt wird. Bis vor zwei Wochen hielten selbst wir die Schilderungen für etwas übertrieben, doch die aktuellen Nachrichten und Bilder über die Beschleunigung der Prozesse sehen alles andere als gut aus. Und wer das alles immer noch als pure Fantasie abtut, dessen Wahrnehmung muss schon heute weit über das gesunde Maß abgekocht sein. Vielleicht haben aber auch nur die Chinesen ihre Klimalüge so perfekt inszeniert, dass sie nahezu realistisch rüber kommt …  

 

Vielleicht noch ein Wort zu den Innovationen, auf die viele in der Zukunft hoffen. Schon vor einigen Jahren haben Klimaforscher sogenannte Kipppunkte identifiziert – Stellschrauben im Klimasystem, die bei Überschreiten einer Schwelle irreversibel in einen anderen Zustand „umkippen“. Positive Rückkopplungen sorgen dann dafür, dass Entwicklungen UNUMKEHRBAR weitergehen werden – EGAL was wir tun. Einige davon, darunter das Abschmelzen des Eises in der Westantarktis, könnten aber schon jetzt überschritten sein, wie Klimaforscher vermuten. Diese Prozesse sind damit schon jetzt unumkehrbar. („Alles zu spät? Haben wir´s jetzt verbockt?“ Ulrich Clever am 04.Juli im Interview mit Volker Angres, dem Chef der ZDF-Umweltredaktion, über die momentan viel zu schnell einsetzenden Klima-Turboeffekte). Es gibt genau zwei Innovationen, die uns weiterhelfen werden, wenn alles zu spät ist: Entweder eine Zeitmaschine, mit der wir uns alle hundert Jahre zurück beamen – oder die Konstruktion eines baugleichen Erdmodells, auf das wir uns dann zurückziehen, wenn auf dem Original die Lichter ausgehen. Halten Sie das für realistisch? 

 

Keine Panik auf der Titanic! 

 

„Es ist 0.30 Uhr: Die Rettungsboote sind klar zum Abfieren (Hinablassen). Immer noch ist die Stimmung an Deck einigermaßen gelassen, schließlich war das Schiff mit dem Nimbus der Unsinkbarkeit in See gestochen. Das Schiffsorchester hatte sich in der Erste-Klasse-Lounge auf dem A-Deck postiert, um zur Beruhigung der Menschen zu spielen. Den Passagieren, die den ersten Sammelaufrufen an Deck gefolgt waren, wird erklärt, dass es sich bei der Evakuierung um eine reine Vorsichtsmaßnahme handele. "Es hieß, wir müssten uns keine Sorgen machen". 

 

So irgendwie ist es auf der Welt gerade wie auf der Titanic, allerdings ist es hier kurz vor zwölf. Hören Sie schon die Kapelle? Wir versuchen möglichst viele Passagiere „mitzunehmen“, auch wenn es schwierig ist. Vielleicht ist es ja völlig unnötig, aber

 

Wir mussten uns mal Luft machen. 

 

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Für nichtalternative Fakten empfehlen wir gerne die Seite klimafakten.de und als alternatives Angebot gerne dieses bemerkenswerte Video:

 

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