Klimakrise – die Angst treibt ihre ersten Blüten!

Untergangsstimmung? Überall. Und wie! 

 

Beginnen wir doch einfach mal mit kalten Zahlen: Eine Studie Ende letzten Jahres in fünf Ländern (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien und den USA) ergab tatsächlich, dass „Untergangsstimmung“ sehr weit verbreitet ist. Die Frage "Sind Sie der Meinung, dass die Zivilisation, wie wir sie kennen, in den kommenden Jahren, zusammenbricht?", bejahten stolze 71% der Italiener, 65% der Franzosen, 56% der Briten , 52% der Amerikaner und 39% der Deutschen. Untergangsstimmung ist also sehr verbreitet, die vergleichsweise „guten“ Werte in Deutschland erklären die Wissenschaftler mit der wirtschaftlichen Lage und der Stabilität der Institutionen: „Ganz offensichtlich bemerkt man, dass es, je schlechter es einem Land geht, desto mehr eine Tendenz gibt, an einen Zusammenbruch zu glauben, der die Untergangsstimmung spiegelt und projiziert." (Jean-Laurent Cassely) 

 

Interessant: Stolze 57 Prozent der Anhänger der AfD sind mit der Behauptung einverstanden, dass es zu einem absehbaren Zusammenbruch der Gesellschaft kommt. Die Wählerschaft der rechten Parteien und der extremen Rechten kreuzte bei den Vorstellungen über die Gesellschaft nach dem Zusammenbruch mehrheitlich das Szenario "einer vom Stress gekennzeichneten und gefährlichen Gesellschaft" an, "in der das Wesen der menschlichen Aktivität dem Überleben gewidmet ist". Soviel zu dem, was wir so über die Zukunft glauben – erschreckend häufig nichts Gutes. 


„Man sollte meinen, eine Zivilisation, deren Kultur von den Zeichen der Apokalypse durchzogen ist, wüsste, wie man mit aufrüttelnden Umweltnachrichten umzugehen hat – doch stattdessen reagieren wir auf Wissenschaftler, die uns die Hilferufe der Erde übermitteln, als schlügen sie blinden Alarm.“

(David Wallace-Wells) 


 

Ihr dürft jetzt endlich die Nerven verlieren! 

 

Wie hypnotisiert durch den Tanz der Schlange erstarren wir weitestgehend im Nichtstun, die Gefahr schlägt uns in ihren Bann. Dieweil lassen wir uns von fiktiven Weltuntergängen in allerlei Dystopien am Bildschirm unterhalten, Sublimierung und Zerstreuung sind Programm. Bereits heute, bei einem Grad Erwärmung, erleben wir Brände gigantischen Ausmaßes, Hitzewellen und einen Wirbelsturm nach dem anderen. Aber was wird bei zwei oder drei Grad passieren? Endzeit-Alpträume werden eine Renaissance erleben. Eltern werden den Begriff „Klimatrauma“ in ihr Vokabular aufnehmen, um die Probleme ihrer Kinder zu charakterisieren. Das Thema wird die Sachbücher dominieren. Und vor allem wird niemand mehr auf  Bildschirmen anschauen, was gerade vor seinem Fenster passiert. Wenn wir nicht mehr so tun können, als wäre das alles weit weg, dann ist es kein Stoff mehr, der unterhält – wir werden uns darin „live“ einrichten müssen. Die beunruhigende Botschaft: Wir haben die Natur gar nicht besiegt. Es gab keine Eroberung, geschweige denn eine Herrschaft! Wir haben Anspruch auf ein System erhoben, das wir weder steuern noch erobern können. Die Natur ist vorbei! Und gleichzeitig schlägt sie zurück. Alles wird Kopfstehen: Landwirtschaft, Migration, Industrie, Wissenschaft Gesundheit, Politik und Geschichte. Ja, so langsam dürfen wir die Nerven verlieren …. 

Die „Kollapsologie“ boomt … 

 

Klar, wenn so viele von einem Zusammenbruch ausgehen, dann boomt natürlich die „Kollapsologie“, steckt doch der Kollaps ganz offensichtlich schon im Wort – versteht jeder gleich! Es ist einfach so schön fesselnd, darüber zu spekulieren, was genau uns nun den Rest geben wird und wie es danach weitergeht. Wird es die „Erderwärmung bei übertriebenem Konsum“ sein oder doch eher „ausufernde Migration“, die zu Bürgerkriegen in den Gesellschaften führt? Offen! Und danach? Zwei Wege werden diskutiert: Stress, Aggression und Kampf ums Überleben, wie es das Prepperlager erwartet und sich schon heute in Survivalkursen darauf vorbereitet – oder doch eher eine solidarische Gesellschaft, die ihre Bedürfnisse stark beschränkt und zur traditionellen Landwirtschaft zurückkehrt? Der bekannteste seiner Zunft ist übrigens Pablo Servigne, ein Agrarwissenschaftler, dessen Interviews auf Youtube millionenfach angeklickt werden. Sein Buch „Wie alles zugrunde gehen kann“, geschrieben mit dem Komplexitätsforscher Raphael Stevens, verkauft sich wie geschnitten Brot. Es geht darin um drohende Hungersnöte, Stromausfälle und sich selbst überschätzende Zivilisationen – der Stoff, aus dem furchtbare Untergänge gewebt sind. Ach so – und dann gibt es da noch die Kollapsosophen, die sich eher innerlich, philosophisch und spirituell auf den Zusammenbruch vorbereiten – was am Ende ganz eigene Blüten treibt … 

 

Zeit für die ersten Sekten der Apokalypse! 

 

Schon heute kann man die ersten Setzlinge einer florierenden Klimaesoterik ausmachen. Schriftsteller und Vordenker, die den kommenden Katastrophen eifrig entgegensehen. Die meisten dieser Visionen nehmen Anleihe an den bestehenden apokalyptischen Bildern etwa aus der Offenbarung des Johannes. Guy McPherson etwa, ein früherer Naturschutzbiologe, zog in den mittelamerikanischen Urwald und baute über YouTube eine Anhängerschaft auf. Heute reist er über den Globus und hält Vorträge über das zeitnahe Aussterben des Menschen. Seine Workshops haben Titel wie „Nur die Liebe bleibt“ und lehren Mitgefühl, Staunen und Liebe – so wie wir es aus der New-Age-Bewegung kennen. Der Ökologe Chris Thomas predigt, im Vakuum nach dem sechsten Massensterben würde die Natur gedeihen und neue ökologische Nischen erschaffen. Der bekannteste der neuen Klimaagnostiker ist aber sicher Paul Kingsnorth, ein britischer Schriftsteller und Mitbegründer des „Dark Mountain Project“, einer losen Gemeinschaft rebellischer Umweltschützer, die sich aus der Welt zurückziehen und in Verzicht üben. Der Romanautor Richard Powers wiederum spricht über die spannende Herausforderung, den Menschen ein Pflanzenbewusstsein zu verschaffen. Und dann ist da noch Roy Scranton, der mit seinem Buch „Im Anthropozän sterben lernen“ von sich Reden machte und dessen jüngster Essayband den Titel “Wir sind geliefert. Was jetzt?“ trägt. 

 

Was wird passieren, wenn der ökologische Nihilismus, den diese Männer verfolgen, Eingang in die Mehrheitsmeinungen der Gesellschaften findet? Der Boden dafür ist, wie der erste Absatz zeigt, bereits bereitet. Ihnen kommt irgendwas davon bekannt vor? Dann hat es bereits abgefärbt … 

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