Der Wahnsinn - was für ein Traum!

Die Lage: Fatal - aber auch schön speckig!

 

Irgendwie scheint die Lage fatal, aber nicht gänzlich aussichtslos, und dann doch wieder so wunderbar warm und speckig. Denn eigentlich ist sie ein Traum! Im 21.Jahrhundert angekommen benutzen wir in erster Linie nur noch unsere Hände – und das zum Drücken von allerlei Tasten, die wahlweise Berge von Warensendungen direkt in unsere Wohnungen liefern, online unsinnige Riesenmonster von Autos konfigurieren und bestellen, Reisen buchen, diverse Helden mit unseren Mahlzeiten durch die Stadt jagen, ein Gerücht schnell mal ins Netz feuern oder kurzentschlossen irgendwohin deuten, meistens nach metaphorisch "oben", wenn ein Schuldiger für die desaströsen Folgen all dieser Bequemlichkeiten gesucht wird. Und selbst das ist eine Serviceleistung auf Knopfdruck geworden. Wahnsinn, so eine Hand mit Fingern im Jahr 2020! Eine Schlaraffenhand im Schlaraffenland … 

 

Nun brennt es leider an allen Ecken und Enden auf unserem gerade noch blauen Planeten – metaphorisch wie praktisch -, was unseren flinken Bestellfingern geschuldet ist, die wahlweise nach „entwickelter“ Nation drei bis fünf Erden für die Befriedigung ihrer Wünsche benötigen – und das wachsende Desaster hört nicht auf, egal wohin die Finger auch deuten! Es passiert nichts. Spätestens hier wird der Traum dann langsam zum Alptraum, Sie ahnen es schon, und ganz wahrscheinlich, Hand aufs Herz, haben Sie es schon vor dem Lesen geahnt. 

 

Und er hört nicht auf, weil er bei Ihnen anfängt. Bei jedem. Denn mit dem Drücken des Bestellbuttons akzeptieren wir alle die Geschäftsbedingungen. 

 


„Die Klimakrise ist evident und beschleunigt sich schneller als viele Wissenschaftler erwartet haben. Sie ist stärker als angenommen, bedroht die natürlichen Ökosysteme und das Schicksal der Menschheit. Wenn sich das menschliche Verhalten beim Treibhausgasausstoß und anderen den Klimawandel begünstigenden Faktoren nicht grundlegend und anhaltend verändert, ist unsägliches menschliches Leid nicht mehr zu verhindern.“ (World Scientists’ Warning of a Climate Emergency, Erklärung von 11.000 Wissenschaftlern im November 2019)


Schnitt. Oder anders: An die linke Seite Ihres Gehirns!

 

Sie kennen den Begriff der Dekadenz? Er kommt vom lateinischen cadere, was herabfallen oder abstürzen meint. Im gesellschaftlichen Bereich versteht man unter dem Begriff einen allgemeinen kulturellen oder zivilisatorischen Niedergang. Ohne uns jetzt in Einzelheiten zu verlieren: Ja, den glauben wir zu erkennen. Egal, ob es nun um die Volksgesundheit, mit der es nicht zum Besten steht, gerade wenn man sie auf die Waage stellt, das allgemeine Niveau, tagesaktuell zu besichtigen in Social Media, die Bildung, ausgelagert in Endgeräte oder die Sphäre des Politischen mit seinen nicht vorhandenen Zukunftsnarrativen geht – Fehlanzeige! Echtes Wachstum lässt sich mit einer Aufmerksamkeitsspanne im Nanosekundenbereich und einem politischen Horizont immer nur bis zum nächsten Wahltermin einfach nicht erzeugen! Aber alles Jammern bringt ja nichts. Die wirklich interessante Frage ist ja die, wie das passieren konnte? 

Des Pudels Kern: Die Sache mit dem Schlaraffenland als Ideal ist eine faustdicke Lüge! Und wir sind mehrheitlich darauf reingefallen, leider. War aber auch gut gemacht. Der Pferdefuß: Ein dem Schlaraffenland entsprechendes Leben oder bereits die Sehnsucht danach führt unweigerlich zu einer gewissen Infantilisierung. Menschen, die nur noch konsumieren, sind schon bald nicht mehr in der Lage – willens sowieso nicht -, sich ernsthaften Problemen zu stellen, wenn diese auf sie zukommen. Zum Infantilismus gesellt sich gern egozentrischer Narzissmus und Hedonismus, der sich für nichts interessiert, was außerhalb der Grenzen des Ichs und seiner Bedürfnisse liegt. Sehr schön zu besichtigen gerade beim wirren Präsidenten der USA und seiner Gefolgschaft. Das Schlaraffenland ist mithin das Gegenteil einer fruchtbaren Kultur. Bequemlichkeit ist der Hit, inhaltlicher Leerlauf das Ideal, Langeweile, die permanent zerstreut werden muss, die Folge. Das ist exakt der Charakter, mit dem wir den Kampf um die Erde gewinnen werden – ein Marshmallow, der bei steigenden Temperaturen schnell schmilzt und am Ende noch einmal den letzten funktionierenden Finger hebt, um auf DEN Schuldigen zu deuten. Wahnsinn. 


" Es wird keine Makroökonomie und Politik jenseits des Wachstums geben, bis eine Kultur der Begrenzung und des "Weniger" sie einfordert. Wir - die gewöhnlichen Leute - müssen einen nachhaltigen Lebensstil vormachen, soweit wir das in unserem eigenen Leben und unseren Gemeinschaften können. Kein Staat wird der primäre Vorantreiber einer neuen Gesellschaft sein, sondern eher die Folge einer sozialen Bewegung." (Samuel Alexander, Nachhaltigkeitsforscher)


Warum gerade auch Sie so gefragt sind! 

 

Mit zunehmenden und näheren Einschlägen wächst auch unser Bewusstsein darüber, dass auf unserem schönen Planeten etwas in die völlig falsche Richtung läuft. Noch nicht durchgesetzt hat sich dagegen eine soziale Norm, die unser Verhalten angesichts der zu erwartenden Katastrophe anpasst. Anders lassen sich die Zahlen zu unserem Konsum nicht erklären. Konkret: Man weiß es, aber man tut angesichts der Größe des Problems nichts, sondern gewöhnt sich an das Wissen und „verbucht“ es irgendwo. Man ändert nichts - Bequemlichkeit geht vor! Unser Vorschlag: Machen Sie einen Sprung von ihrer bequemen Hand zur bewussten Handlung – ihr Kopf ist jetzt gefragt. Wie ändert sich wirklich etwas? Es beginnt damit, dass Sie zunächst eine Sache verändern, nur eine, es geht, die weiteren folgen von selbst. Das hat schon Hermann Hesse gewusst und wunderschön in seinem Gedicht "Stufen" ausgedrückt:

 

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben."

 

 

Ansatzpunkte gibt es dabei überall: Lassen Sie das Auto einmal in der Woche stehen, führen Sie fleischfreie Tage ein, planen Sie Reisen klimagerecht, nehmen Sie öfters mal das Fahrrad, trennen Sie Müll, kaufen Sie weniger Unsinn nur aus Lust, sparen Sie Strom, helfen Sie, die Natur zu entrümpeln, pflanzen Sie Blumen für die bedrohten Bienen, rechnen Sie Ihren CO2 Fußabdruck aus und versuchen Sie ihn zu senken ... immer wichtig: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit dabei nicht auf den Verzicht, sondern auf das, was Sie dadurch gewinnen.

 

Welche Größe muss eine Minderheit erreichen, damit ihre Überzeugung gute Chancen bekommt, sich in der Mehrheit durchzusetzen und damit zur Norm zu werden? Eine experimentelle Studie der University of Pennsylvania liefert die Antwort:  Wenn etwa 25 Prozent der Menschen in einer Gemeinschaft eine Meinung vertreten, ist demnach der Wendepunkt für eine erfolgreiche Normänderung erreicht. Wissenschaftler sprechen davon, dass wir den Klimakipppunkten mit ihren sich selbst verstärkenden Effekten ein ebensolches kollektives Verhalten entgegensetzen müssen, um das noch hinzubekommen, oder konkreter: um als Spezies zu überleben. Wir können das. 

 

Wir müssen nur schnell raus aus diesem dämlichen Schlaraffenland. Es brennt.

 

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