Wie der Information-Overkill uns verdummt

Information-Overload – und jetzt haben wir den Salat

 

 Die Flut kam mit dem Virus – aber sie ging nicht mit den reduzierten Fallzahlen. Nein, die Informationsflut kennt einfach keine Grenzen: Sie ist gnadenlos, unablässig und zuletzt auch nicht unbedingt hilfreich. Denn der TMI-Effekt (Too Much Information) führt bei uns Menschen zu einem Phänomen, dass sich „Informationsüberlastung“ nennt und schon lange intensiv erforscht wird – denn es ist äußerst kontraproduktiv.

 

 Die Überlastung tritt auf, wenn zu viele relevante Informationen auf uns einprasseln, was es schwierig macht zu unterscheiden, welche davon nun zuverlässig und hilfreich sind und welche nicht. Das wiederum führt dazu, dass sich viele Menschen überfordert und machtlos fühlen und sich Angst, Müdigkeit und Handlungslähmung einstellen. Als Antwort darauf suchen wir einfache und wenig hilfreiche Wege, um zu entscheiden, auf welche Informationen wir uns konzentrieren wollen – sogar in dem Maße, dass wir Informationen einfach komplett vermeiden. Wir wissen, dass wir zuverlässige Quellen nutzen sollten, die gibt’s ja auch, aber das ist aufwendig! Viel einfacher, sich da auf seine Social-Media-Blase zu verlassen. Schlimmer noch, angesichts eines so scheinbar endlosen Informationsflusses besteht die Tendenz, dass wir das Bizarre und Sensationelle rauspicken. Es ist schlichtweg reizvoller zu lesen, dass das Coronavirus von den Illuminaten als Mittel zur Weltherrschaft genetisch manipuliert wurde, aber dass es durch das Trinken von heißem Wasser besiegt werden kann – was Bill Gates wiederum unbedingt verhindern will - und schon haben wir den Salat, der sich gerade überall so breit macht.  

Überhaupt nicht darauf vorbereitet ... 

 

... ist der Mensch: Genetisch gesehen prägen uns die gleichen Gene wie vor 10.000 Jahren. Und die sind, aus heutiger Sicht, auf ein extrem langsames, veränderungsarmes Leben programmiert. Wir haben aber getrieben durch unseren Wachstumshunger und ermöglicht durch Kooperation eine für keinen einzigen Menschen mehr durchschaubare Welt gebaut. Es schon lange nicht mehr möglich, die Vorstellung der Komplexität der heutigen Welt in nur einem Kopf abzubilden. Sie ist gespeichert in vielen verschiedenen Köpfen, was auch den Siegeszug der Netzwerke in der globalisierten Welt erklärt. Der Kognitionspsychologe und Professor für "Digitale Kommunikation" Christian Stöcker drückt es in einem aktuellen Spiegel Artikel so aus:  "Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie die Welt nicht mehr verstehen? Dass alles zu schnell geht, zu unübersichtlich ist, dass es keine Vorhersagbarkeit mehr gibt, keine Verlässlichkeit, nichts von Dauer ist? Damit sind Sie nicht allein. Und Sie haben Recht: Sie verstehen die Welt nicht. Niemand versteht die Welt." Den Effekt erleben wir gerade: Verschwörungsfantasien ersetzen die reale, überfordernde Komplexität durch fiktive Erzählungen, in der dunkle Mächte eben doch alles durchschauen und lenken. Die Märchen über allmächtige Eliten grassieren. Aber auch unsere täglichen Entscheidungen sind betroffen! 


"Ich bin es oft leid, Informationen zu verarbeiten. Ich bewege mich, so schnell ich kann, aber die Welt ist überwältigend gewaltig und schnell." (Cesar Hidalgo, "Wachstum geht anders")


Garantie für Verunsicherung, schlechte Entscheidungen und Burn-Out

 

Nein, Menschen treffen unter Information-Overload-Bedingungen keine guten Entscheidungen. Die Erhöhung der Informationsmenge verbessert die Entscheidungsqualität nur bis zu einem gewissen Punkt, wird der allerdings überschritten, verschlechtert sie sich drastisch. Es scheint hier eine natürliche Grenze für unser Gehirn zu geben. Wird die überschritten, reagiert unser Gehirn sensibel: Die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, es kommt zu Müdigkeit und Vergesslichkeit, bei fortgesetzter Überlastung kann sich das mittlerweile verbreitete Burn-Out-Syndrom einstellen. Psychologen und Mediziner warnen schon lange vor den negativen Auswirkungen zunehmender Informationsüberlastung. 

 

Nur nebenbei: Natürlich wird der Sachverhalt auch „professionell“ genutzt: So ist bekannt, dass z.B. die fossile Industrie sich widersprechende Studienergebnisse bzgl. des Klimawandels finanzierte und die Ergebnisse parallel verbreitete – Ziel: Die Entscheidungsqualität zu beeinflussen, Unsicherheit und Verwirrung zu streuen. Wikipedia sagt dazu: „Bei der propagandistischen Verwendung handelt es sich im weiteren Sinne auch um die Überschwemmung des Rezipienten mit einer Flut widersprüchlicher, vager und unbelegter oder erfundener Informationen, die Orientierung unmöglich macht und damit zur Verunsicherung und zum Unglauben führt.“ Was den Klimawandel betrifft, war diese Strategie überaus erfolgreich - gut angelegtes Geld für die fossilen Giganten! 

 


„Zu viel von etwas Gutem kann schlecht sein.“ (Sprichwort)


Hilfe, wir werden überschwemmt – der Information Overkill!  

 

Ach, was waren das noch für Zeiten, als Gutenberg sage und schreibe 200 Exemplare seiner Bibel druckte. Heute werden über 700 Milliarden E-Mails pro Jahr allein in Deutschland versendet – und irgendwer bekommt die ja auch! 90.000 neue Buchtitel wollen gelesen werden. Dazu Social Media, TV und Job. Es gibt allein 80 Toilettenpapier-Sorten, die mit uns reden wollen – Experten schätzen die Anzahl der täglichen Werbebotschaften, die uns erreichen, auf ca. 10.000, unsere sog. „Werbeblindheit“ beginnt ab 5000, wir stellen einfach ab. Werbeagenturen fürchten bereits unsere „Banner-Blindness“, zu recht, wir sehen den Scheiß, der immer lauter wird, nicht mehr. Und bei all dem Rauschen sollen wir uns auch noch mit komplexen Weltproblemen beschäftigen und uns eine fundierte Meinung dazu bilden! Wie denn? Wann denn? 

 

Es hilft nichts, wir müssen Prioritäten setzen. Selbstmanagement, Informationsmanagement und Medienkompetenz helfen uns, die eingehenden Informationen irgendwie zu begrenzen, um das alles überschaubar zu halten. Wir sollten uns auch mal Informationsabstinenz verordnen, „always-on“ mit Push-Nachrichten, die sich ungefragt aufdrängen, sind der inneren Ruhe absolut nicht zuträglich. Es lohnt sich genau zu überlegen, wo qualitativ hochwertige Information herkommt. Wem ist warum zu glauben? Und, ganz ehrlich, man muss nicht immer sofort auf alles antworten, das Leben ist auch ohne Messenger schon herausfordernd genug. 

 

Die Informationsgesellschaft bringt jeden von uns an den Rand seiner Kapazitätsgrenze. Gönnen Sie sich deshalb Inseln der Ruhe, auf denen Sie in Abwesenheit überflüssiger Information einfach mal sein können - das entspannt ungemein! Ihre Entscheidungsqualität wird es Ihnen danken. Bewahren Sie die Ruhe und versuchen Sie , aus ihr heraus den Überblick zu behalten! Wie heißt es doch schon bei den Weisen? 

 

In der Ruhe liegt die Kraft. 

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Die Old School empfiehlt im Umgang mit Komplexität die aktive Benutzung des gesunden Menschenverstands – allerdings nicht in seiner populistisch geklauten und vereinfachenden Form! Wir meinen die Mischung aus Lebenserfahrung, theoretischem Wissen und einer gewissen wohlmeinenden Gutwilligkeit. Sie zu kultivieren benötigt ein bisschen Zeit, man muss die Höhen und Tiefen der Liebe, der Selbstbehauptung, das Ringen zwischen Idealismus und pragmatischen Anforderungen und die eine oder andere Selbsterprobung schon mal mitgemacht haben, aus der sich dann die Lebenserfahrungen destillieren. Sie sollten den daraus resultierenden gesunden Menschenverstand am besten auf Ihrer mentalen Benutzeroberfläche ablegen, damit er Sie in jedem Moment anspringen kann. Aber bitte nicht kleinkariert, indem Sie alles hinterfragen – sondern indem Sie sinnvoll abkürzen, auslassen, was Sie ohnehin schon wissen, ignorieren, was offensichtlicher Unsinn ist, und hinterfragen, was sich allzu leicht aufdrängt – und letztendlich nur dem nachgehen, was Fragen in Ihnen aufwirft, auf die Sie eine fundierte Antwort wollen. So gelingt mit einem überschaubaren Zeitaufwand der gesunde Umgang mit Komplexität.

 

Seit April 2020 ist die Old School offizielle "Zufluchtsstätte des echten gesunden Menschenverstands"! Wir beteiligen uns damit aktiv an der Rückgewinnung dieser zutiefst nützlichen menschlichen Eigenschaft aus den Händen der Verschwörer und Populisten, die sie völlig entstellt für sich vereinnahmt haben. Denn Geist ist geil. 


 

Ertrinken Sie nicht in Information - 7 Tipps für Ihren Alltag: 

 

  1. Filtern Sie Ihre E-Mails. Legen Sie spezielle Ordner an, in denen Sie Mails nach Dringlichkeit sortieren.
  2.  Entscheiden Sie für sich, welche Themen sind mir wichtig? Worüber möchte ich informiert werden? Entfernen Sie danach alle unnötigen Kanäle.
  3. Mit den Menüpunkten „Privatsphäre“ oder „Allgemeine Einstellungen“ lassen sich die permanenten Newsletter nach einem Web-Kauf vermeiden.
  4. Versuchen Sie Ihr Multitasking abzustellen. Die gleichzeitige Verarbeitung von unterschiedlichen Informationsströmen nimmt einem die Konzentration und führt schnell zu Überforderungen.
  5. Setzen Sie sich beim Lesen Ihres Postfachs Ziele. Versuchen Sie am Ende des Tages einen leeren Posteingang (engl: Inbox Zero) zu haben, indem Sie unwichtige Mails einfach löschen.
  6. Sinnvoll ist auch der Tipp hin und wieder mal zwei oder drei Tage keine Verbindung mit dem Internet zu haben, um den Kopf wieder frei zu bekommen. In Fachkreisen wird dies als Digital Detox (deutsch: Digitale Entgiftung) bezeichnet.
  7. Organisieren Sie Ihren Informationsfluss auf dem SmartPhone. In den verschiedenen AppStores tummeln sich viele nützliche Applikationen, mit denen Sie Ihre Informationsüberflutung in den Griff bekommen können. Mit der App Pocket bsw., können Sie sich Inhalte auf dem Computer, Smartphone oder Tablet merken und zu einen späteren Zeitpunkt lesen. Das ermöglicht Ihnen Zeiten festzulegen, wo Sie die Inhalte konsumieren. Sie werden nicht aus Ihrer alltäglichen Arbeit gerissen. Mit der Offtime App können Sie bestimmen, welche Apps Sie wann unterbrechen dürfen.