Die Old School und das Klima der Veränderung

Es hat sich schon sehr breit gemacht, das Thema „Klimakatastrophe“ und Umwelt im Curriculum der Old School. Der Grund dafür ist recht einfach: Selbst wenn Sie in den nächsten Jahren in Rente gehen und noch gut über 20 Jahre gesundheitlich aus dem Vollen schöpfen können, dann werden das exakt die Jahre sein, die über die Zukunft unseres Planeten entscheiden werden. Es werden unruhige Zeiten voller Diskussionen und realistischerweise auch Einschränkungen sein. Denn unser Umgang mit der Erde, ihren Ressourcen und ihrer Kapazität für unseren Müll, ist erschreckend rücksichtslos. Im Zuge der Globalisierung kommt der ganze Dreck, den wir vorher irgendwie „ausgelagert“ haben, zu uns zurück: In der Luft mit zu viel CO2, im Wasser mit Millionen Tonnen Plastik, das wir mittlerweile auch mit unseren Nahrungsmitteln aufnehmen, mit versiegelten und schwindenden Ackerböden, Millionen von Klima-Flüchtlingen und dem sechsten Massensterben von Arten, vom Menschen verursacht.

 

Aktuell nimmt die Klimakrise immer schneller Fahrt auf: Allein die letzten zwei Jahre waren von zahlreichen Katastrophen geprägt, die vor allem durch die globale Erwärmung verursacht oder verstärkt wurden. Zu den schwerwiegendsten Folgen gehörten Überschwemmungen, Stürme, Dürren, Waldbrände und Hitzewellen, die Menschenleben forderten, Infrastrukturen zerstörten und Ökosysteme bedrohten. Einige Beispiele für Klimakatastrophen aus den Jahren 2022 und 2023 sind:

 

  • Der Tsunami im Indischen Ozean im November 2022, der mehr als 200.000 Menschen tötete und Millionen obdachlos machte. Er wurde durch ein starkes Erdbeben ausgelöst, das möglicherweise durch die Erwärmung des Meeresbodens beeinflusst wurde.

  • Die extreme Hitzewelle in Europa im Juli 2023, die Rekordtemperaturen von über 40°C in mehreren Ländern brachte und zu Stromausfällen, Waldbränden und Gesundheitsproblemen führte. 

  • Der Wirbelsturm Ida, der im August 2023 über die Karibik und die USA hinwegfegte und schwere Schäden anrichtete. Er erreichte die Kategorie 4 und war einer der stärksten Stürme, die je den Golf von Mexiko trafen. Er wurde durch die hohe Wassertemperatur im Atlantik angetrieben, die wiederum eine Folge des Klimawandels ist.

  • Die Dürre in Ostafrika, die seit 2022 andauert und zu Hungersnöten, Konflikten und Fluchtbewegungen geführt hat. Sie wurde durch das Ausbleiben des Regens verursacht, der durch das Wetterphänomen El Niño beeinflusst wird. El Niño wird durch den Klimawandel häufiger und intensiver.

  • Im Sommer 2023 mit den weltweit heißesten Sommermonaten seit Beginn der Aufzeichnungen erlebten mehrere Länder im Mittelmeerraum zunächst Brände allerorten, denen schwerste Regenfälle mit gewaltigen Überschwemmungen und Tausenden von Todesopfern folgten. Besonders betroffen waren Griechenland, die Türkei, Bulgarien und Libyen. Die Ursache für die extremen Niederschläge waren tropenähnliche Wirbelstürme als Folge deutlich erhöhter Wassertemperaturen im Mittelmeer.   

 

Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Ereignisse keine Ausnahmeerscheinung mehr sind. Sie sind Teil eines kohärenten globalen Musters, das sich verstärkt fortsetzen wird. "Die Klimakrise schreit uns an." (DIE ZEIT) Und das immer lauter. 

 

Wir alle auf diesem Planeten werden also absehbar in einem rauer werdenden Klima der notwendigen Veränderung alt werden. Und Sie werden wählen müssen, ob Sie sich aktiv bei der Umgestaltung einbringen oder eine Zuschauerposition einnehmen wollen, wenn das überhaupt noch möglich ist. Wir von der Old School glauben, dass es eine Verpflichtung gibt, sich aktiv für die Gemeinschaft einzubringen. Schließlich waren auch wir es, die die missliche Lage für die nächsten Generationen mitgestaltet haben. Aber wir waren das nicht allein! 

 


„In Deutschland konnte man sich bisher bisher vor der Klimakrise sicher fühlen. Das hat sich nun auf grausame Weise geändert“ (Malte Kreuzfeld, taz, über die Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands)  


Kleiner Exkurs "Demokratie":  Warum wir wieder politisch werden müssen 

 

Wissenschaftlich und historisch hinreichend belegt ist der Fakt, dass wir nicht in einer wirklichen Demokratie leben. Die gegenwärtigen Formen einer „repräsentativen Demokratie“ sind „Elitendemokratien“, also „Wahloligarchien“ (Staatsform, in der eine kleine gewählte Gruppe die politische Herrschaft ausübt). Seit ihren historischen Anfängen wurde die Idee einer „repräsentativen Demokratie“ mit der Absicht entwickelt, das als irrational, infantil und launenhaft angesehene „dumme Volk“ von politischer Macht fernzuhalten, damit es der besitzenden Klasse nicht gefährlich werden kann. Dafür muss es nach allen Regeln der Kunst mit anderen Dingen beschäftigt werden. Und das hat bestens funktioniert: Übermäßiger Konsum infantilisiert, Angst macht kompromissbereit, ein bisschen Wohlstand lässt Klassengegensätze vergessen, am Ende findet sich ein entpolitisiertes Volk, dass regelmäßig an einer Wahlveranstaltung teilnehmen darf, um zwischen vorsortierten Eliten mit fast identischen Programmen zu wählen.  Was nach wie vor wirklich boomt, ist der Gaming-Markt, in Deutschland der größte Europas, erinnert etwas an "Brot und Spiele". 

 

Wir können an dieser Stelle nicht das ganze ausgefeilte Instrumentarium und den Einsatz der Massenmedien in diesem Versteckspiel ausführen, darüber gibt es hinreichend wissenschaftliche Literatur (Empfehlung: „Warum schweigen die Lämmer?“ von Prof. Rainer Mausfeld, Westend Verlag 2018, mit zahlreichen Verweisen - bitte wenn dann beim örtlichen Buchhändler bestellen!). Fakt ist, dass das Unbehagen angesichts der immer offensichtlicher werdenden Orientierung der politischen Eliten an wirtschaftlichen Interessen wächst – und dass der Kapitalismus immer mehr in Gegensatz zur Demokratie gerät. Die Gründe dafür liegen wiederum in der wachsenden Ungleichheit und dem Umstand, dass der moderne Kapitalismus abhängig von Massenkonsum und Wachstum ist. Er ist ein globales Phänomen, während die Demokratie vor allem auf nationaler und lokaler Ebene stattfindet, weshalb er sich kaum noch kontrollieren lässt. Weitere Erkenntnis: Als Wirtschaftsordnung ist er am Ende tödlich

 

„Die Demokratie wird dem Kapitalismus wahrscheinlich auch in Zukunft den bestmöglichen Rahmen bieten. Jedoch gilt dies umgekehrt wohl nicht mehr.“ (Colin Crouch, britischer Politikwissenschaftler und Soziologe, in DER ZEIT vom 5. Juni 2019

Das Ziel ist klar - in Zahlen. Nur die Vision lässt auf sich warten

Am 12.Dezember 2015 verabschiedete die UN-Klimakonferenz in Paris ein Abkommen zur Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Werten. Demnach müssen die weltweiten Treibhausgasemissionen spätestens 2020 ihren Höhepunkt erreichen und anschließend pro Jahrzehnt halbiert werden. Aber bis heute nehmen die Emissionen Jahr für Jahr zu, selbst Deutschland wird seine Klimaziele für 2030 aller Voraussicht nach verfehlen. Die Wahrheit: Alles geschieht halbherzig, und je länger wir warten, desto heftiger wird der Bremsvorgang ausfallen müssen. Die ersten Korrekturversuche stimmen nicht positiv: Die fossile Lobby mit ihrer Medienmacht bremst jeden Versuch aus, die notwendige Veränderung zu gestalten. Aus Heizungsgesetzen werden "Heizungsverbote", aus notwendigen Maßnahmen "grüne Ideologie", und der Parteivorsitzende der CDU versichert im Sommer 2023, dass das Thema "völlig überbewertet" werde. Junge Menschen, die sich "Letzte Generation" nennen, werden wegen harmloser Klebeaktionen kriminalisiert und tatsächlich eingesperrt, und ein verunsichertes Volk orientiert sich zu immer größeren Teilen nach rechts in Richtung lösungsfreier Populisten. So sieht Realitätsverweigerung aus.

 

Dabei ist das Überlebensprogramm für die gesamte Spezies eigentlich klar: Wir müssen unseren Müll drastisch reduzieren, das Plastik aus den Meeren holen, uns um die gestressten Wälder und Ozeane kümmern und versuchen, das Artensterben irgendwie in den Griff zu bekommen. Wir werden CO" nicht nur vermeiden müssen, sondern dazu aktiv CO2 aus der Atmosphäre filtern müssen. Kurz: Wir müssen unsere Art zu leben und zu wirtschaften komplett umkrempeln. Und da Vorgänge in der Natur nur sehr langfristig reagieren, wird der Erfolg nicht sofort sichtbar werden. Die Alternative ist eine Erde, die sich unhaltbar aufheizt. Und da wird auch keine Innovation der Welt mehr helfen können, da diese Prozesse irreversibel sind, wenn die Kipp-Punkte erreicht werden. In seinem Buch "Change!" vergleicht der Autor Graeme Maxton, ehemaliger Generalsekretär des Club of Rome, dieses Szenario mit dem langsamen Erhitzen von Fröschen in einem Kochtopf. Tolle Aussichten für die kommenden Generationen. Wollen wir das wirklich? 

 

Wohlstand ohne Wachstum muss kein Widerspruch sein

 

Nehmen wir das englische Wort "prosperity", wird schnell deutlich, dass Wohlstand nicht nur Konsum ist. Denn das Wort meint Wohlergehen, und seine Wurzeln liegen im lateinischen Wort für Hoffnung. Das nur in Geld zu übersetzen, ist eine moderne Konstruktion - wenn wir Wohlstand nur als wachsendes volkswirtschaftliches Einkommen sehen, verwechseln wir Ziele mit Mitteln. Das Wachstumsparadigma, so wie wir es verstanden und gelebt haben, ist an sein Ende gelangt, die Expansionsfähigkeit der Wirtschaft ist durch ökologische Grenzen begrenzt, wir zerstören durch ein "Weiter so" unsere Lebensgrundlagen. Unsere Aufgabe: Ein humanes Leben im Einklang mit der Natur zu führen. 

 

Geld lässt sich drucken - Klima nicht

 

Einladung: Gehen Sie im Geist doch mal durch begrünte Städte ohne Autos. Nur das leise Surren der Klimaanlagen, die gleichzeitig das CO2 aus der Luft filtern, dringt durch die Gespräche der vielen Menschen auf den schattigen Plätzen. Tief unten in der Erde wird Energie daraus gewonnen, Technik hat es möglich gemacht. Lautlos zieht ein Flugzeug am Himmel vorbei, ohne Kondensstreifen, dank modernster Antriebstechnik fliegt es emissionsfrei. Es spiegelt sich in einem der zahlreichen Kanäle, die das Quartier durchziehen – es ist wärmer geworden auf der Erde, und das Wasser sorgt mit dem vielen Grün für angenehmere Temperaturen. Sie sind auf dem Weg zum Einsatz in einer der zahlreichen Genossenschaften, die sich gegründet haben und die Versorgung der Stadt mit Grundnahrungsmitteln sicher stellen. Frisch und pestizidfrei. Das Gemeinwesen boomt, seitdem die Arbeitszeit auf 20 Stunden in der Woche gesenkt wurde … fragen Sie sich doch mal, ob Sie diese Vorstellung nun als Mangel empfinden - und warum Ihnen Hollywood nur Horrorszenarien zeigt? Die Konzepte sind angedacht, an der Technik wird geforscht, allein der Weg dahin ist eine Rosskur. Wir brauchen weniger die viel gepriesene ökonomische schwarze Null für Schuldenfreiheit, wir benötigen dringend die ökologische grüne Null für Emissionsfreiheit. "Green Zero", um es mal plakativ zu sagen. Nur die wird sich, vor allem für zukünftige Generationen, lohnen. 

 

Und um es zum Schluss ganz klar zu sagen: Sie sollten politisch werden, weil es gigantische Widerstände gibt, den Status Quo zu verändern. Denn die Profiteure dieses Systems zeigen wenig Interesse, etwas zu verändern.  Und ihr Einfluss ist gewaltig. Politisch werden heißt nicht nur wählen gehen, sondern auch sich zu organisieren, zu protestieren, selbst achtsam im Alltag zu sein und Konsequenzen zu ziehen - wie die Zahlen zeigen, können wir darin alle nur viel besser werden.

 

Wenn die Bewegung nicht von oben kommt, dann muss sie eben unten beginnen. Jetzt.