„Ist das richtig?“ Über eine vergessene Frage …

Sehen Sie, man hat es uns doch so beigebracht: Da gibt es ein wirkmächtiges Ding „Markt“, ein ominöser gigantischer Wissensprozessor, der jedes menschliche Denken in den Schatten stellt und sich bis heute jeder Definition entzieht, aber ungebremst alles bepreist. Bis heute hat dieses Ding weite Lebensbereiche revolutioniert, die Ökonomisierung des Denkens ist weit fortgeschritten: Humankapital, Sexualkapital, Return on Education, Credit Points im Studium - jeder ist zu einer kleinen Aktiengesellschaft geworden, deren wesentliche Erwägungen sich um Invest, Risiko und Ertrag drehen. Es liegt auf der Hand, dass dieses Denken nun nicht unbedingt identitätsstiftend ist - da ginge es eher um moralische Fragen und Werte. Aber so hat die Frage „Was bringt es?“ seit Jahren Hochkonjunktur.

 

Das Gemeine an dieser Frage ist, dass Sie nichts Grundsätzliches in Frage stellt, sie bleibt immer im System, weshalb sie auch eine Zauberformel für Bequemlichkeit ist. Was bringt es, wenn ich weniger Plastik verbrauche – aber dafür in Kalkutta für jeden von uns dreißig Inder fleißig Plastiksäcke in den Ganges werfen? Was bringt es, wenn ich weniger fliege – 100 Chinesen im neuen Wohlstandsrausch dafür umso mehr? Es ließen sich hier noch viele weitere Fragen anschließen, der Effekt wäre immer gleich: Ersetzen Sie die Frage durch „Ist das richtig (für mich)?“, ändert sich die Antwort. Aus einem „Nichts“ wird ein „Ja“. Das kann im Endeffekt natürlich ein echter Killer für Ihre Bequemlichkeit sein, auf der anderen Seite kann er Ihnen aber ein unglaublich gutes Gefühl vermitteln – es gibt nichts Besseres als das Gefühl, selbst wirksam zu sein. Und wenn wir den aktuellen Studien glauben dürfen, leiden wir alle mehr oder weniger unter so einem diffusen Gefühl der Ohnmacht, geboren aus dem Nichtwissen darüber, wohin die Welt läuft. Aber irgendwas passiert da scheinbar gerade, läuft verkehrt. Dieses Gefühl werden Sie nicht ändern, wenn Sie nicht selbst etwas tun. Und damit Ihre Welt ändern. Und wenn es alle tun, dann ändert sich die Welt

 

Die Klimahäppchen der Bundesregierung sind vergleichbar dem Versuch, mittels einer Luftpumpe die Windrichtung ändern zu wollen. Da keine politische Mehrheit für konsequente Schritte beim Klimaschutz zu erwarten ist, ist jeder Einzelne aufgerufen, für sich selbst verantwortlich zu handeln. 

 

Eine romantische Aussage? Vielleicht, aber eigentlich ist sie sehr folgerichtig. Wir möchten nicht so weit gehen, die Ökonomisierung unseres Denken als echten Triumph einer fundamentalen Gehirnwäsche zu bezeichnen, wie es einige Autoren tun. Allerdings kollidieren immer mehr Menschen mit einem übersteigerten Selbstoptimierungs-Wahn, einer übertriebenen Selbstausbeutung oder, leider immer häufiger, mit depressiven Verstimmungen und Burnout. Es ist ratsam, öfter mal seiner inneren Stimme Raum zu geben und sich weniger die Frage zu stellen, was das denn so bringt, was man tut, als vielmehr darüber zu sinnieren, ob das für einen selbst so richtig ist und sich auch so anfühlt. 

 

Interessant: "Humankapital" wurde bereits im Jahre 2004 zum Unwort des Jahres gewählt. Das Wort degradiere nicht nur Arbeitskräfte in Unternehmen, sondern Menschen überhaupt "zu nur noch ökonomisch interessanten Größen", so die Begründung. Dieselben Ökonomen, die uns bis heute nicht das Zustandekommen der Finanzkrise 2008 erklären konnten, zeigten sich damals entsetzt und warfen dem Gremium aus Sprachwissenschaftlern vor, die Bedeutung und und Intention des Begriffes nicht zu verstehen ;-) 

 

Schön, wenn Sie uns für empfehlenswert halten! 

 


2021 - Jeder kann den Unterschied machen!

Eine einfache Richtschnur für mehr nachhaltiges Handeln ist die 4F-Formel. Vier maßgeblich an der Klimakrise beteiligte Bereiche, in denen Sie tatsächlich einen Unterschied machen können. Die vier F stehen dabei für Fliegen, Fleisch, Fummel und Finanzen. Wenn alle was ändern, ändert sich alles!


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