"Klimaapathie" - wollen wir wirklich den Alptraum?

Wäre die Klimakrise ein Hund, Sie könnten sich zu keiner Seite bewegen, ohne ihm auf den Schwanz zu treten. Das Phänomen sprengt so ungefähr jeden Rahmen, den man ihm geben möchte, und so groß es ist, so sehr lähmt es uns. Auch weil es so verdammt schwer ist, Schuldige auszumachen, die man bezichtigen könnte – wir stecken alle zu tief mit drin, sind in allen Lebensbereichen darin verstrickt. Wir sind unfreiwillig Komplizen bei der Tötung unserer eigenen Gattung – und man fragt sich zunehmend, wie wir das vor uns selbst vertreten können? Die Antwort ist lapidar und allzu menschlich: Gar nicht. Denn wir ziehen es vor, im bequemen Status Quo zu verharren und das Problem zu verdrängen. Es findet also für uns nicht statt, und wenn dann, so können wir dem Unvermeidlichen, welches wir zuvor zum „Vermeintlichen“ erklärt haben, mit dem nötigen Entsetzen und angemessener Trauer, Panik und Wut über die Absage einer möglichen Zukunft begegnen. Und nur der tiefenpsychologisch geschulte Blick verrät hier und da in zunehmend armierten schweren Autos, pseudo- angemessenen Ausgleichsversuchen und kurzen Anflügen von Scham, dass da wohl etwas unter dem Deckel gärt und sich Raum schafft. Ist das vielleicht Angst? 

 

Brauchen Sie nicht haben! Vielleicht halten Sie es einfach mit Herrn Profi Lindner: „Ich will durch die beste und neueste Technik erreichen, dass die Menschen frei leben und sich frei bewegen können, während wir gleichzeitig etwas für den Klimaschutz tun“. So ein bisschen "Etwas" eben, tut nicht weh – oder Sie schließen sich der AfD an und leugnen das ganze Dilemma rundheraus. Das wäre dann die Komplettlösung durch Verleugnung. Und dem ausufernden CO2 durch Grenzsicherung zu begegnen, hat ja durchaus ein kreatives Element! Aber wir glauben ja auch, dass Autos unseren Status wiedergeben, wir schon wegen der Nachbarn und Bekannten in den Urlaub fliegen müssten und ein Sweatshirt mit einem aufgedruckten Logo Anerkennung bringt. Glauben ist einfach ein mächtig Ding. Wir glauben eben, weil wir das Meiste nicht wissen können. Ganz im Gegensatz zu Wissenschaftlern, die sich zu über 95% sicher sind zu wissen, dass wir ein gigantisches Problem haben. Aber weil es sich anbietet, machen wir da auch gleich eine Glaubensfrage draus. Geht doch. Nur nichts ändern ist einfach ein persönlicher Balanceakt, den eigentlich jeder hinkriegt. Und Sie müssen dafür nicht einmal üben oder einen Kurs besuchen! Wir haben das sozusagen in den Genen … 

 

„Die Gesellschaft muss sich entscheiden, welchen Beitrag sie zu leisten bereit ist.“

 

Wenn nun selbst Deutschlands führende Ökonomen in ihrem Herbstgutachten einen Konsumverzicht anmahnen, weil sonst unsere Klimaziele nicht zu erreichen sind, so ist das mehr als bemerkenswert. Sind sie doch sonst eigentlich alles andere als Bremser. „Wir befinden uns in einem Zielkonflikt zwischen aktuellem Konsum und den Zukunftsmöglichkeiten“ - weiteres Wachstum geht auf Kosten nachfolgender Generationen. Der Kernsatz: „Die Gesellschaft muss sich entscheiden, welchen Beitrag sie zu leisten bereit ist.“ Die Gesellschaft, das sind wir alle, das ist aber auch jeder Einzelne von uns. Und jeder sollte sich darüber klar sein, dass er die Zukunftsmöglichkeiten der nachfolgenden Generationen ruiniert, wenn er so weitermacht wie bisher. Das ist mitnichten eine Glaubensfrage – das ist Realität. 

 

Wohin wird es uns führen, wenn wir weiter in dieser „Klimaapathie“ verharren? David Wallace-Wells hat es in seinem Buch „Die unbewohnbare Erde“ ganz gut beschrieben: „Richtet man vom Standpunkt der Gegenwart aus, in der sich die Erde um einen Grad erwärmt hat, den Blick in die Zukunft, wirkt die um zwei Grad wärmere Welt wie ein Alptraum – und die um drei, vier oder fünf Grad wärmere Welt noch grotesker. Doch eine Möglichkeit, um diesen Pfad beschreiten zu können, ohne kollektiv zu verzweifeln, besteht abstruserweise darin, die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels genauso schnell zur Normalität zu erklären, wie wir ihn vorantreiben, so wie wir es beim menschlichen Leid schon jahrhundertelang getan haben. So kommen wir immer mit dem zurecht, was sich gerade direkt vor unserer Nase befindet, können alles verlachen, was jenseits dessen liegt, und einfach unbekümmert ausblenden, dass wir die Zustände in der Welt, die wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt erleben, einst für moralisch absolut inakzeptabel erklärt hatten.“ Bis zum bitteren Ende – auch dass allzu menschlich. 

 

Wollen wir das wirklich? 

 

Wenn Sie Lust haben, folgen Sie uns doch einfach auf Facebook